…oder: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limo draus
Marseille ist die älteste Stadt Frankreichs und Kulturhauptstadt Europas 2013 sowie europäische Hauptstadt des Sports 2017. Durch ihre nahe Verbindung zum Orient und gute Verkehrswege nach Norden hat diese Stadt seit langer Zeit eine wichtige Bedeutung in der Seefahrt und dem internationalen Handel.
Am Montagmorgen brachen wir mit Frau Busch und Frau Glas mit dem TGV dorthin auf und verbrachten eine tolle Woche. Nach erstaunlicherweise reibungsloser Fahrt und Besichtigung unserer Zimmer machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Notre Dame de la Garde. Auf dieser beeindruckenden Kirche thront eine elf Meter hohe Marienstatue, die auf alle Menschen in Marseille ein Auge hat. Rückblickend ein weiser Anfang für unsere Studienfahrt. Den gemeinsamen Teil des ersten Abends begannen wir mit der Erkenntnis, dass ein Strand schließen kann, in unserem Fall um 20 Uhr. Demzufolge suchten wir uns ein anderes Plätzchen und fanden dies auf den Stufen des Monuments aux Morts des Armées de l’Afrique. Mit Blick auf’s Meer und einem Apérogenossen wir den Sonnenuntergang. Auch nachts blieb es in Marseille sehr warm und darum schlugen einige von uns ihr Nachtlager auf dem Balkon des Hotels auf.
Der nächste Tag führte uns mit einem Boot auf die Frioul-Inseln, wo wir einige Stunden Zeit hatten, uns die atemberaubende Natur anzuschauen. Außerdem gab es dort eine Ruine zu besichtigen und wir konnten im klaren türkisblauen Meer schwimmen. Nachmittags hatten wir eine französische Führung in dem Künstlerviertel Cours Julien, das für Street Art und seine alternativen Bewohner bekannt ist. Auch an diesem Tag lief nicht alles glatt, Notre Mère de la Garde war wohl anderweitig sehr beschäftigt. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass die gelegentliche Benutzung von Sonnencreme durchaus Sinn macht und YouTube-Tutorials so manche Gefahren bergen. Über Details hüllen wir den Mantel des Schweigens.
Am Mittwoch lernten wir bei einer Stadtführung durch den Vieux Porteinen Teil der Geschichte von Marseille kennen, während wir von der kräftigen Sonne gewärmt wurden. Nach einer ziemlich schaukeligen Bootsfahrt auf der Navette, suchten wir den Kanuverleih an der Pointe Rougeund… Und fanden ihn nicht. Der Grund: eine falsche Wegbeschreibung, die uns ziemlich in die Irre führte. Dann kam die Erkenntnis, die Kanus sind noch nicht da, obwohl wir selbst schon einige Zeit zu spät waren. Für die darauffolgende halbe Stunde verließen wir den riesigen Parkplatz und nutzten die kanulose Zeit, um uns in Badeshorts und Bikini zu werfen. Trotz einiger Nassspritz-Attacken während der Tour, hielten wir alle unser Gleichgewicht und kein Boot ist gekentert. Da war unsere Kirchenheilige dann wohl gerade wieder aus dem Mittagsschläfchen aufgewacht.
Das sonnige Wetter änderte sich am Donnerstag zu Regen und passte damit nur semi-optimal zu unserer geplanten Wanderung. Aber zunächst besichtigten wir das Fußballstadion Vélodromedes Vereins Olympique Marseillevon außen. Der Wunsch nach dem Erwerb diverser Fanartikel blieb leider unerfüllt, denn wir standen vor einem wegen Markenwechsel geschlossenen Fanshop, aber für ein Gruppenfoto war der Platz immerhin ideal. Schließlich erreichten wir die Küste von Marseille mit ihren bekannten Meeresbuchten ,den Calanques. Die ohnehin steile und abschüssige Teilstrecke des GR 48 wurde zur Herausforderung, denn die Felsen waren durch den Regen spiegelglatt. Wir waren tapfer, kraxelten und kletterten und hielten getreu dem Motto no risk, no fun bis zur ersten Calanquedurch, wo wir uns mit einem Picknick bei spektakulärer Aussicht aufs Meer belohnten. Unseren letzten gemeinsamen Abend wollten wir mit einem guten Essen beschließen, wir waren schließlich in Frankreich. Bis wir allerdings die Buffets du Vieux Porterreichten, waren wir nass bis auf die Haut (Da hatte es wohl ziemlich Zoff im Himmel gegeben…) Das riesige Buffet mit allerlei Köstlichkeiten schmeckte umso besser.
Am Freitag hieß es dann leider schon wieder Abschied nehmen von der zweitgrößten Stadt Frankreichs. Den Plan „packen und heim“ konnten wir schnell wieder verwerfen, weil die SNCF streikte. Gibt es einen Zug, der uns heute noch nach Hause bringt, das war die große Frage. Es gab ihn und wir fanden uns, Dank vier Stunden Aufenthalt, unerwartet am Eiffelturm in Paris wieder. Wir genossen das Pariser Flair mit seinen typischen Straßenkünstlern mitten im pulsierenden Leben. Um Mitternacht erreichten wir schließlich müde und reich an neuen Erfahrungen den Bahnhof in Straßburg und einige Zeit später auch unser Zuhause.
Insgesamt war diese Studienfahrt nach Marseille ein spitzen Erlebnis und eine tolle gemeinsame Zeit. Wir haben den Charakter dieser alten und doch modernen Hafenstadt kennengelernt und viele neue Eindrücke mit nach Hause gebracht.
Alicia Frank
