Unfassbar! Das fasst, im wörtlichen Sinne, den Vortrag von Prof. Dr. Schimmel zusammen, der beim astronomischen Abend die Gäste auf eine Reise von der Welt zur Galaxie und zurück schickte.
Der astronomische Abend stand in diesem Jahr unter einem ganz besonderen Stern: Das Jubiläum unserer Schule war auch bei dieser Angelegenheit gegenwärtig. So freute es alle Beteiligten besonders, dass sie Professor Dr. Thomas Schimmel vom Institut für Angewandte Physik an der Universität Karlsruhe – KIT zuhören und zusammen mit den Bühler Sternguckern den Himmel betrachten konnten. Der Vortrag von Herrn Schimmel beschäftigte sich mit den fundamentalen Fragen des Universums.

Gebannte Zuhörer konnten von den Grenzen des Vorstellungsvermögens hören, von den Grenzen des Universums und von den Regeln der Natur, nach denen das Universum funktioniert und funktionierte, lange bevor es den Menschen gab. Die Leitfragen des Vortrags waren jene, die schon Einstein und Stephen Hawking faszinierte: Warum lauten die Gesetze der Natur so, wie sie lauten? Gab es jemanden, der dem Universum das Licht eingebaut hat? Oder anders: Woher kommen denn diese Gesetze, nach den allen funktioniert? Denn letztlich ist es dieser Code, nach denen alles funktioniert. Letztlich deuten schon diese Fragen auf eine Schlussfolgerung, die schon der berühmte Physiker Max Planck zog: „Wissenschaft und Glaube sind keine Gegensätze, sondern ergänzen und bedingen einander.“
Obwohl der stets lebendig und leidenschaftlich vortragende Prof. Schimmel dafür sorgte, dass man als Nicht-Physiker die Ausführungen verstehen konnte, waren die Zahlen und Vergleiche oftmals so unglaublich, dass man sie einfach hinnehmen musste. So haben die Menschen zwar faszinierende Technik – das Hubble-Teleskop kann ein Glühwürmchen in 16.000 Kilometer Entfernung sehen. Jedoch bedeutet dies nur, dass wir besser nachvollziehen können, wie klein, wie unscheinbar die Welt und wie unfassbar groß das Universum ist. So können wir in Galaxien schauen, zu denen das Licht 10.000 Millionen Jahre braucht, wenn es 300.000 Kilometer pro Sekunde zurücklegt. Wenn das Licht der nächsten Galaxie ankommt, wird die Menschheit also schon nicht mehr existieren.

Insofern müssen wir uns auch nicht fürchten, obwohl unsere Milchstraße und der Andromeda-Nebel sich auf Kollisionskurs befinden. Die Explosion wird zwar keiner überleben, aber das Ereignis noch etwa ein bis zwei Milliarden Jahre entfernt.
In dem Vortrag von Prof. Schimmel, der auch für Nicht-Physiker nachvollziehbar und inspirierend war, gab es eine Fülle solcher unglaublicher Beispiele, die Zuhörerinnen und Zuhörer gleichermaßen schmunzeln und nachdenken ließen.
So ist beispielsweise nachgewiesen, dass der Urknall nicht nur ein unglaublich lange zurückliegendes Ereignis ist, sondern dass wir uns quasi darin befinden. 400 Lichtquanten des ersten Lichts befinden sich in jedem Kubikzentimeter des gesamten Universums.
Auf der anderen Seite ist das Fassungsvermögen selbst der intelligentesten Menschen beim Urknall am Ende. Hinter einen bestimmten Punkt, nämlich 1 Sekunde hoch minus 43, kann man nicht mehr schauen. Was dahinter liegt, ist die Erschaffung von allem. Wir können jedoch nur die Spuren erahnen, wie Prof. Schimmel sagte, gleich einer Ameise, die nach einem Menschen sucht, auf ihm herumklettert, aber eben nur Haut sieht, niemals den ganzen Menschen.
Kein Wunder also, dass viele Wissenschaftler und unter ihnen Physiker gottgläubig sind. So nannte der 2006 mit dem Physik-Nobelpreis geehrte George S. Smoot, der die Eigenschaften des ersten Lichts des Universums untersucht hatte, in einer berühmt gewordenen Pressekonferenz seinen Fund „Das Angesicht Gottes“.
Der kleine Mensch auf der kleinen Welt in der kleinen Milchstraße in der kleinen Galaxie zwischen Millionen Galaxien als derjenige, der erwählt wurde, ein Leben zu leben? Nach Prof. Schimmel jedenfalls insofern vorstellbar, als dass jede andere Erklärung noch viel weniger vorstellbar ist. Nach der Beantwortung einiger weiterer Fragen, bei denen man merkte, dass viele neue Gedanken angestoßen wurden und nachdem unsere Schulleiterin Frau Körner den Gast verabschiedet hatte, konnten noch einige Gespräche geführt werden. Sodann verabschiedeten sich die Gäste dieses faszinierenden Abends in die Nacht. Und vielleicht kamen sich einige dabei unglaublich klein vor – aber doch geborgen.
Text und Bilder: Bob Blume