In der Woche vor den Ferien sind Vertreter des Vereins Fluss e.V. Freiburg ans Windeck gekommen und haben mit verschiedenen Klassen aus verschiedenen Klassenstufen Workshops gehalten zum Thema „sexuelle Orientierung, romantische Orientierung und Geschlecht“. Nach einem solchen Workshop habe ich sie mal interviewt.
Paul: „Stellt euch gerne mal vor, wer seid ihr und was macht ihr?“
Christina: „Hi, ich bin Christina, bin 23 Jahre alt, komme aus Freiburg und ich arbeite seit 2 Monaten bei Fluss e.V, einem Verein aus Freiburg zur Aufklärungs- und Bildungsarbeit zur sexuellen oder romantischen Orientierung und Geschlechtsidentität.“
Alex: „Ich heiße Alex, ich bin seit 2018 bei Fluss, mach das aber nur ehrenamtlich.“
Fred: „Und ich bin Fred, ich bin seit 3 Jahren immer mal wieder als ehrenamtliche Person oder als Minijob bei Fluss und finde es irgendwie schön dort die Person zu sein, die ich in der Schulzeit gebraucht hätte, also jemand, der mir erklärt, dass es verschiedene Weisen gibt zu leben und dass es okay ist etwas anders zu sein.“
Paul: „Wieso seid ihr zu Fluss gegangen, Fred hat ja schon etwas vorneweg genommen, aber wie sieht es bei den anderen aus?“
Christina: „Bei mir wurde im Studium Werbung gemacht, dass es dringend Leute braucht und daraufhinn habe ich mal angefragt und weil ich mich da auch gesehen habe und ich auch Lust hatte später mal beruflich in die Bildungsarbeit zu gehen und dachte, es wäre ein gutes Experimentierfeld.“
Alex: „Ich habe mich schon immer ehrenamtlich engagiert und als ich nach Freiburg gezogen bin, habe ich mir überlegt, was ich jetzt machen will und da habe ich im Internet Fluss gefunden und gedacht, dass das ganz spannend klingt. Außerdem halt aus einer ähnlichen Motivation wie Fred, weil ich gedacht habe, dass man da Menschen weiterhelfen kann.“
Paul: „Was macht ihr konkret bei fluss?“
Alex: „Also wir machen hauptsächlich so Workshops an Schulen, schwerpunktmäßig so siebte bis neunte Klasse, wo wir so ein bisschen Grundwissen vermitteln zu Begriffen rund um sexuelle und romantische Orientierung und versuchen sowohl durch Wissensvermittlung als auch durch unsere eigenen Erfahrungen einen Anhaltspunkt zu geben dafür, dass qeer sein etwas ist, das echt ist und auch ein Teil von unserem Leben ist und nicht nur auf Tik Tok passiert.“
Christina: „Und zusätzlich macht unser Verein auch Beratung und erwachsenen Bildung, das machen meistens nicht die Ehrenamtlichen, sondern meistens Menschen, die im Büro arbeiten und auch dafür ausgebildet sind, aber wir bieten auch Beratung an, für den Fall, dass einzelne Menschen Fragen haben zu unseren Themen.“
Paul: „Glaubt ihr, dass Feindlichkeit gegen andere sexuelle Orientierungen und Geschlechter ein großes Problem an Schulen ist?“
Christina: „Ich glaube, das kommt sehr auf die Schule an und auf den Ort und die Klasse und die Leute drum herum. Wir wissen auf jeden Fall aus Statistiken, dass Qeerfeindlichkeit in der Gesellschaft ein Problem ist und die Schule eben kein freier Raum dagegen ist, dementsprechend ist es auf jeden Fall auch ein Problem an Schulen.“
Alex: „Es ist ja auch so, dass schwul noch zu den meistgenutzten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen gehört und dass Qeersein an Schulen häufig auch etwas Unausgesprochenes ist, was ja auch eine Methode ist, um schlechte Erfahrungen und Diskriminierung zu vermeiden, was ja aber auch eine Form von Diskriminierung ist, dass es eben in den Bereich des Unaussprechbaren verschoben wird.“
Paul: „Was wollt ihr mit eurer, teilweise ehrenamtlichen Arbeit verändern?“
Fred: „Ich glaube, ich möchte gerne ein Vorbild sein dafür, dass es eben möglich ist ein glückliches Leben zu führen, auch wenn man nicht zu 100% in den Rahmen hineinpasst und es ist mir auch wichtig, Jugendlichen, die Cis und hetero sind zu vermitteln, dass wir alle die Wahl haben, was wir alle wirklich mögen und was uns nur gesagt wird, was wir mögen sollen, dass wir da alle die Freiheit haben uns dagegen zu wehren.“
Christina: „Und ich würde vielleicht auch anfügen, dass es für mich auch total wichtig ist, dass Information und Aufklärung verbreitet wird und dass Menschen mit ihnen reden, anstatt über sie zu reden. Das sorgt auch dafür, dass demokratische Strukturen gestärkt werden und das schadet nie.“
Paul: „Noch eine letzte Frage: Was würdet ihr den Schülern vom Windeck noch mitgeben?“
Fred: „Ich glaube, wir waren alle schon einmal in der Situation, dass wir gehört haben, dass jemand in unserem Freundeskreis etwas sagt, von dem wir wissen, dass es eigentlich nicht gut ist, uns aber nicht getraut haben etwas dagegen zu sagen. Wir wissen alle wie das ist, es ist aber trotzdem wichtig sich da mal zusammenzureißen und auch den eigenen Freunden zu sagen, dass das eben nicht cool und okay ist, ob es jetzt darum geht, dass jemand etwas Qeerfeindliches oder etwas Rassistisches oder etwas Sexistisches gesagt hat ist dabei egal. Es braucht da einfach viel Mut und dieser Mut ist voll wichtig.“
Alex: „Was sich Menschen immer gerne mitgebe ist, dass es okay ist, sich nicht sicher zu sein und, dass es okay ist sich zu verändern und es eben ein Druck von außen ist immer wissen zu müssen, wer man ist, aber es ist okay weiter zu werden, wer man ist.“
Christina: „Bleibt neugierig und offen.“
Paul: „Danke für das Interview.“
Euer Repoter: Paul Bork