Zwei Wochen Azoren – eine Expedition

Schüler macht eine 2-wöchige Expedition auf die Inselgruppe Azoren. Teilweise während der Schulzeit.
Am Anfang stellte meine Physiklehrerin Frau Prudlik Master-Mint, ein Jugendforschungsinstitut aus Heidelberg, mit dem wir ja auch Partnerschule sind, der Klasse vor und zeigte, was man so alles an Expeditionen machen kann. Bei der Delfin- und Walforschungsexpedition auf die Azoreninsel Pico fühlte ich mich direkt angesprochen. Ich wollte trotz, dass ich wusste, dass es auf gar keinen Fall ein Urlaub, sondern eher ein Arbeiten unter Zeitdruck sein würde, dabei sein. Mir sprudelten schon förmlich Ideen aus dem Kopf, was man alles untersuchen und mit welchen Methoden man diese durchführen könnte. Doch als erstes musste ich mich dort mehrseitig bewerben. Nachdem ich mich dann, glücklicherweise erfolgreich, beworben hatte, musste ich Sponsoren finden, da das ganze Projekt fast 2500 € + Ausrüstung wie Laptop und weiteres kostete. Außerdem war mindestens ein Firmen- Sponsor vorgeschrieben.
Um diese Aufgabe bewältigen zu können habe ich in Heidelberg bei Master MINT eine Schulung besucht.
Da diese ganze Expedition darauf ausgelegt ist, wie bei den Forschungs-Reisen von ausgebildeten Wissenschaftlern zu verlaufen, müssen auch alle Aufgaben einer normalen Forschungsreise erledigt werden. In der Forschung geht auch nichts ohne Geld von Sponsoren oder Stiftungen, da niemand die großen Summen selbst finanzieren könnte. Die Sponsorensuche war für mich am Anfang eine sehr große Herausforderung, denn ich musste zu wild fremden Menschen hin gehen und sie überreden mir, den sie gerade einmal eine halbe Stunde kannten, Geld zu geben, damit ich meine Expedition durchführen konnte. Mit der Zeit legte sich dieses „Bühnenfieber“ aber zum Glück ein bisschen, da ich jetzt genau wusste, was ich sagen konnte und welche Unterlagen ich brauchte.
Mit meinen 15 Sponsoren
Kohlers Engel, Eberhard-Schöck-Stiftung, Volksbank Bühl, Bernhard Friedmann- Stiftung, Autohaus Friedmann, Förderverein Windeck – Gymnasium, Stadt Bühl, Gecco Geschenke und Lifestyle, UTV AG, Fensterbau Hahn, Fartaczek, Steuerberatung, Malerbetrieb Ehreiser, Optiker Link, Malerfachbetrieb Bernd Donath, Naturheilpraxis Berger
schaffte ich es jedoch den kompletten Geldbetrag zu decken.
Das war aber noch nicht alles. Als Vorbereitung mussten noch einige Aufgaben bewältigt werden wie zum Beispiel:
Erste-Hilfe-Kurs, RSA (Rettung – Schwimm – Abzeichen) Silber beim DLRG, Computer Kurse in Excel / PowerPoint / Word und Schnorchel-Kurs beim DLRG
Dann ging es endlich richtig los und die Spannung stieg. Denn bald fuhr ich nach Heidelberg, um die anderen Teilnehmer kennen zu lernen und am selben Tag in den Flieger zu steigen.
In Heidelberg setzten wir uns dann die Ziele für die einzelnen Themengebiete, denn es gibt außer Wale und Delfine als Thema auch noch Flora und Klima, Fauna und MKS.
MKS ist eine Abkürzung für „Mensch Kultur Sprache“. In diesem Themengebiet führten wir zum Beispiel Befragungen durch, wie zufrieden die Bewohner mit den Lebensstandards auf Pico sind und was sie von dem Umstieg von „Wale Hunting“ zu „Whalewatching“ halten.
Im Flieger bemerkten wir dann auch schon, dass wir uns für unsere kleine Gruppe von 9 Leuten, die von ganz Deutschland zusammengewürfelt war, viel zu viele Ziele gesetzt hatten. Diese mussten wir nun alle in einem Fließtext zu jedem Thema so definieren, dass beim täglichen Wechsel der Gruppen keine Ungenauigkeiten durch beispielsweise andere Formulierungen bei Umfragen entstehen. Nach 32 Stunden mit nur sehr wenig bis gar keinem Schlaf kamen wir dann, trotz einiger Schwierigkeiten mit Flugverspätungen, auf unserer Insel Pico und an unserem Hotel an. Durch diese Flugverspätungen, verpassten wir aber leider unsere Fähre und mussten die Überfahrt nun mit einem kurzfristig organisiertem Speedboat wagen. Dies war ziemlich heikel, denn unser Gepäck drohte durch die stark aufspritzenden Wellen nass zu werden.
Im Hotel angekommen kristallisierte sich dann ziemlich schnell der Alltag heraus. Morgens ging es um 8 Uhr nach dem Frühstück auf das Speedboat um dort mit einem Unterwassermikrofon und vielen weiteren technischen Geräten, wie Ph -Wert und Salzgehalt Bestimmungsgeräten und Unterwasserkameras sowie einem GPS Gerät, um die Geschwindigkeit der Delfine zu messen, Daten zu erheben. Eine Ausfahrt dauerte ca. 3 Stunden, manchmal machten wir auch 2 pro Tag.
Auf unseren Ausfahrten mit dem Speedboat wurden wir von dem Meeresbiologen Roland Edler aus dem Zoo Duisburg begleitet, der uns die verschiedenen Delfin- und Walarten sowie andere Meerestiere erklärte. Wir haben 5 verschiedene Delfinarten, wie zum Beispiel die Streifen- und Fleckendelfine sowie gemeine- und Rundkopfdelfine gesehen. Außerdem haben wir 2 Walarten, darunter auch den in diesen Breitengraden sehr seltenen Nördlichen Entenwal, von dem noch nie eine Unterwasseraufnahme gemacht worden ist und der nur 5 bis 10 m vor uns abtauchte, sichten können.
Es war ein unglaubliches Erlebnis die Delfinschulen mit bis zu 100 Tieren zu beobachten, zu zählen, ihre Geschwindigkeiten und Atempausen zu dokumentieren, sowie ihren Sprüngen zu zusehen. Wir konnten auch auf 2 Ausfahrten mit Delfinen schwimmen und schnorcheln, was echt soll war. Wir mussten dabei allerdings stets auf Portugiesische Galeeren achten. Portugiesische Galeeren sind Quallen, die schon bei einer leichten Berührung gefährliche bis tödliche Verletzungen herbeiführen können.
Leider sahen wir aber auch Müll wie Geisternetze, Kanister und Plastikmüll, den wir dann aus dem Meer fischten. Einmal fanden wir sogar ein Seifenspender aus China, der wohl durch die Strömungen den ganzen Weg einmal quer durch den Indischen- und dann nochmal durch den halben Atlantischen Ozean getrieben wurde.
Nach der Ausfahrt ging es direkt danach wieder an den Hafen zur Tauchschule. Die, die einen Tauchkurs machten hatten Unterricht. Ich konnte direkt tauchen gehen da ich den Schein schon hatte. Bei unseren Tauchgängen konnten wir eine faszinierende Unterwasserwelt bestaunen. Dort sahen wir Einsiedlerkrebse, viele Fische und haben auch die Bekanntschaft mit einer Moräne, sowie einem 2 Meter großen schwarzen-Manta-Rochen gemacht.
Als wir dann am späten Nachmittag endgültig ins Hotel kamen hatten wir immer noch unseren Stapel an Datensätzen unerledigt auf dem Tisch liegen, weil wir bis dahin keine Zeit hatten sie auszuwerten und zu verarbeiten.
Es hieß also jeden Tag dann mit vollem Tempo an die Arbeit.
Die Datensätze mussten in die richtigen Tabellen eingetragen werden, die Flora und MKS Gruppe musste noch Befragungen durchführen, die Daten dann ausgewertet und veranschaulichende Diagramme daraus erstellt werden. Jeden Abend musste eine Präsentation über den Fortschritt und die neuen Erkenntnisse in jedem Thema mit der Anforderung einer GFS angefertigt werden.
Nachdem wir dann alle unsere Präsentationen vorgestellt hatten, war es meistens zwischen 23 Uhr abends und 3 Uhr morgens.
Am nächsten Morgen ging es dann wieder um 7:30 Uhr zum Frühstück und ein neuer Tag mit ähnlichem Ablauf folgte.
Während unseres Aufenthalts besuchten wir noch eine Lavahöhle, ein Volksfest auf der Insel und einige von uns auch ein Walmfangmuseum.
Die 2 erfahrenen Scouts an unserer Seite begleiteten uns die ganze Reise hinweg. Sie standen uns mit Rat und Tat zur Seite, gaben Hilfestellungen und sparten auch nicht mit Kritik, um uns zu besseren Ergebnissen zu treiben. Es war ein ganz anderes Lernen, als man es von der Schule gewohnt ist.
Die Zeit war zwar sehr anstrengend, hat aber extrem viel Spaß gemacht und unsere Truppe hatte von der ersten Stunde an einen sehr guten Zusammenhalt. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und es war eine schöne Erfahrung, dass ein gemeinsames Ziel uns zu Höchstleistungen bringen und trotzdem gute Stimmung untereinander herrschen kann.
Abschließend kann man die Expedition als lehrreich, anstrengend, aber auch spannend und spaßreich bezeichnen. Ich habe 8 neue Freunde gefunden und werde dieses Erlebnis nie wieder vergessen.
In der Nachbereitung muss ich jetzt noch 3 Vorträge halten. wurde ich von der ABB interviewt.
Ein 4. Vortrag wird höchstwahrscheinlich am Tag der offenen Tür im Windeck-Gymnasium stattfinden.
Autor: Simon Müßig 9a